Das Hochwasser 2013 in Bayern hat ein neues Phänomen hervorgebracht. Mit den sozialen Netzwerken und den nun verbreiteten Smartphones hatte man vor dem heimischen PC auf der Couch oft ein besseres Lagebild, als die Führungsstellen, Stäbe und Zugbefehlsstellen vor Ort.
Die vorgegebenen Kommunikationswege in der Krisenkommunikation sind oft lang. Vierfachdurchschläge und große Stäbe sind in Zeiten von Internetfernsehen oft altmodisch anmutend.
Aus diesem Grund wurde in Bayern ein neues IT-Projekt „THW GEO 2.0“ gestartet. Die Auswertung von Posts auf Twitter, Facebook und Co bildet die Grundlage. Ziel ist es, die gewonnenen Informationen direkt in eine automatisch generierte Lagekarte zu überführen. So kann man in Echtzeit mitverfolgen, welcher Ortsverband oder welche Teileinheit gerade an welchem Ort im Einsatz ist. Bilder komplettieren das Lagebild.
„Nicht, dass hier Missverständnisse aufkommen: wir zapfen keine Daten an, die geheim wären. Wir filtern nur aus der Masse der öffentlich zugänglichen Informationen die für uns relevanten Daten heraus und erstellen damit Lagebilder“ so der Projektleiter Marc Zimthügel auf die Frage nach dem Datenschutz.
„Die Helfer, Ortsverbände und auch Medien twittern und posten, was das Zeug hält. Ob gewünscht oder nicht. Das gilt aber für alle Organisationen, nicht nur für das THW“ so Zimthügel weiter. „Warum sollen wir die Informationen nicht nutzen, um effektiver, schneller und gezielter Hilfe zu den Betroffenen zu bringen?“
Aber wie funktioniert das eigentlich genau?
„Wir müssen mit unserer Datenbank abgleichen, wer THW-Helfer ist.“ Schwierig wird es allerdings, wenn die Namen auf Facebook nicht den echten Namen entsprechen. Hier bestehen die größten Herausforderung bei der Entwicklung. Während das Programm bei rückwärts geschriebenen Namen nur müde lächelt, werden Künstlernicks wie „Deichverteidiger27“ zum Problem. Ist es wirklich ein THW-Helfer oder nur ein Tretbootfahrer?
Sollte das Pilotprojekt Erfolge zeigen, kann es ausgeweitet werden. Wenn wir das Sprachmodul 2.0 implementieren, funktioniert das Programm theoretisch weltweit. Soziale Netze haben sich überall durchgesetzt.
Als erste Einheiten sind an dem Projekt die Ortsverbände Nürnberg mit der Fachgruppe Führung und Kommunikation sowie die Ortsverbände Fürth, Erlangen, Schwabach und Schwabmünchen mit den Zugtrupps eingebunden.
Bei diesem Projek geht das THW mit der Zeit und beschreitet damit Neuland.